Guten Tag!

Der Philosoph und Schriftsteller Wolfram Eilenberger, Stadtschreiber Ruhr 2020, hat in einem WAZ-Interview vom 24.08.2020 zum Selbstbild des Ruhrgebiets und seiner Bewohner(innen) Bemerkenswertes gesagt.

Das Ruhrgebiet leidet an „Blindheit für die eigene Innovationskraft“. Woran machen Sie diese sehr kritische Wertung fest? An der Art und Weise, wie sich das Ruhrgebiet selbst beschreibt. Es ist eine vergangenheitsbeschwerte Sicht, von der keiner glaubt, dass sie in die Zukunft tragen kann. Das Selbstverständnis ist gekennzeichnet von einer ausgeprägten Binnensolidarität, die von Mutlosigkeit oft nicht zu unterscheiden ist. Stichwort: „Woanders ist auch scheiße.“

Wo zeigen sich Defizite in der Selbstwahrnehmung? Zum Beispiel in der Blindheit für die eigene Innovationskraft und Bildungsreichtum. Das Ruhrgebiet ist als universitärer Raum eine Weltmacht. Gerade im internationalen Vergleich geht völlig dennoch unter, wie stark die Unis in Bochum, Essen oder Dortmund in verschiedenen Forschungsbereichen sind. Das liegt vor allem daran, dass sich das Gebiet selbst diese Stärke nicht zu eigen machen will, weil die Betonung des Bildungselements nicht in die Narration des Ruhrgebietes passt.

Kann nicht der Stolz auf Erfolge der Vergangenheit Kraft für die Zukunft geben? In Gelsenkirchen erinnert jetzt ein blaues Lichtband an die große Zeit von Schalke 04. Regionen, die sehr wenig haben, erkennt man daran, dass der Fußball ihr Selbstbild dominiert. Die Vorstellung, dass man eine Stadt oder Region über einen Fußballverein neu auf die Beine stellen kann, kann also als klares Symptom struktureller Hoffnungslosigkeit gelesen werden. Das ist eine Sackgasse, die perspektivisch immer enger wird.

 

Ich halte „Kindesmissbrauch“ und „Kinderschänder“ für die schlimmsten Verirrungen und Entgleisungen, die in und mit der deutschen Sprache möglich sind. Der Duden definiert „schänden“ zunächst als „jemandem, jemandes Ehre, Ansehen o.Ä. Schande zufügen“, um absurderweise hinzuzufügen „sexuell missbrauchen“ und schließlich „etwas, was Achtung, Respekt verdient, durch eine Handlung, ein Tun entweihen, beschädigen“. Durch sexuellen „Missbrauch“ wird demnach ein Kind „geschändet“. Was für ein ebenso horrender wie absurder Unsinn. Eine solche Tat bringt Schande über den Vergewaltiger und sonst niemand. Es ist lediglich Gedankenlosigkeit, die die Realität sprachlich auf den Kopf stellt. Der Duden kennt „sexuell missbrauchen“, aber den „Missbrauch“ definiert er nicht weiter. Es scheint ihm wohl klar, dass es sich um das Gegenteil von „Gebrauch“ handelt. Allerdings fügt er interessanterweise dies an: „Vergewaltigung; Anwendung sexueller Gewalt, besonders gegenüber Kindern“. Davon, dass es auch bei Kindern „Vergewaltigung“ heißen sollte, wollen diejenigen, die öffentlich schreiben und reden, jedoch offensichtlich nichts wissen. Darin sind sie sich einig mit dem Gesetzgeber, der ebenfalls nicht weiß, was er getan hat. Sie alle schreiben und reden von „sexuellem Missbrauch“, als ob es das Gegenteil geben könnte. Denn ganz sicher müsste es, wenn der Begriff „Missbrauch“ denn sinnvoll angewendet werden könnte und sollte, auch einen „Gebrauch“ geben. Selbstverständlich erklären die Schreibenden und Redenden, dass das „so nicht gemeint ist“. Worauf ich nur erwidern kann: Schreiben/sagen Sie, was Sie meinen, sonst meine ich, was Sie schreiben/sagen. Ein WAZ-Redakteur meinte zu meinem Verdikt gegen „Missbrauch“: „Sie mögen mit den sprachlichen Zuordnungen nicht glücklich sein. Fest steht allerdings, dass Missbrauch und Vergewaltigung nicht identisch sind. Darum lässt sich ‚Missbrauch‘ auch nicht durch ‚Vergewaltigung‘ ersetzen. … Es gibt doch keine zwei Meinungen darüber, dass die Dinge, über die wir hier sprechen, fürchterlich sind und Verantwortliche hart bestraft werden müssen. Gleichwohl sind wir als Zeitung verpflichtet, die juristisch einwandfreien Begriffe zu verwenden.“ Ich setze „Missbrauch“ und „Vergewaltigung“ nicht gleich, sondern plädiere entschieden dafür, endlich den die Opfer beleidigenden Unfug des „Kindesmissbrauchs“ aus der Sprache und aus den Gesetzen zu schaffen. Das wird so bald leider nicht gelingen. Bundesjustizministerin Lambrecht und „Missbrauchsbeauftragter“ Rörig, denen ich meine Überlegungen unterbreitet habe, hielten es nicht einmal für nötig, formal darauf zu reagieren. Es wird also noch dauern, bis endlich auch bei Kindern Vergewaltigung als das benannt wird, was sie ist. Und mindestens mit demselben Strafmaß belegt wird wie bei Erwachsenen. Und an die Stelle von  „Missbrauch“ sollte im Strafgetzbuch die „Misshandlung“ treten. Ich habe an den Deutschen Bundestag eine Petition gerichtet, für die es 1005 Mitzeichner(innen) gab. Mit dieser wird gefordert,
1. in den Paragraphen 174, 174a, 174b, 174e sowie 176, 176a, 176b des Strafgesetzbuches den Begriff „Missbrauch“ durch den Begriff „Misshandlung“ zu ersetzen,
2. in das Strafgesetzbuch den Tatbestand der Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen aufzunehmen. Alternativ habe ich dem Petitionsausschuss vorgeschlagen, „sexualisierte Gewalt“ in die Gesetze aufzunehmen. (Über das Schicksal dieser Petition informiere ich unter „Petitio
nen“.)

Seit März 2020 lese ich die WAZ. Mit der Zeit hat mich mehr und mehr verwundert, dass es in dieser Zeitung – egal in welchem Teil – kaum Schauspieler(innen), Musiker(innen), Sportler(innen)... gibt, aber haufenweise Stars, Superstars, Idole, Helden, Legenden und sogar Göttinnen. Wenn diejenigen, die als solche bezeichnet werden, dies tatsächlich sind oder wären, würde die Nennung des Namens genügen und alle wüssten Bescheid. Aber wenn ich das richtig beurteile, geht es dabei um Sensationsmache. Absurderweise hat die WAZ Elvis Costello zitiert: „Auf meiner Visitenkarte steht nicht ‚Rockstar‘. Ich bin nur ein Musiker.“ Und auch Peter Lindbergh: „Star-Fotograf ist für mich ein kleines Schimpfwort.“ Ich ergänze, was die französische Schauspielerin Catherine Deneuve gesagt hat. Sie findet es lächerlich, wenn man sie als Diva oder Ikone bezeichnet. „Ich habe mich nie als Diva gesehen“, sagte die 76-Jährige der ‚Augsburger Allgemeinen‘.“ Dieses Etikett sei weit von ihr entfernt. „Mich als Königin oder als Göttin zu behandeln, ist lächerlich.“ Der WAZ-Chefredakteur meinte dazu: „Ich kann Ihre Sichtweise nachvollziehen, deshalb werden wir in den nächsten Wochen vermehrt darauf achten, diese Begriffe weniger zu verwenden.“ Aber tatsächlich hat die Redaktion die Anregung nicht wirklich aufgenommen. Ungebrochen benutzt sie die genannten Jubel-Wörter, die hin und wieder in kleinen Meldungen mehrfach direkt untereinanderstehen. Diese Wörter sind längst keine Begriffe mehr, weil sie nichts Sinnvolles aussagen, sondern in den deutschen Medien inflationär gebraucht werden und insofern nichtssagend sind. Aus diesem Grund bin ich sicher, dass es in der deutschen Medienlandschaft kaum jemand gibt, die oder der darüber nachdenkt, Menschen ausschließlich als das zu bezeichnen, was sie sind: Musiker(in), Fotograf(in), Schauspieler(in), Modell, Moderator(in), Fußballer(in)... Denn dann gäbe es keine Sensation mehr, aber die muss es tagtäglich nicht nur einmal geben, womit die Medien ihre Urteilskraft beweisen zu können meinen, allerdings damit lediglich deren Fehlen unter Beweis stellen. Erfreulicherweise für die Medien gibt es zwei Fußballbundesligen, so dass an „Stars“ und „Legenden“ kein Mangel ist. Es gibt selbst „YouTube-Stars“. Und wer in einer Serie schauspielt – ob die jemand sieht oder nicht –, ist nichts anderes als ein, jawohl, „Serien-Star“. Die WAZ hat sich, quasi als Höhepunkt des Dumpfsinns, sogar diese Bezeichnung erlaubt: „Oskar Kokoschka, Malerstar“. Leider kann der sich dafür weder bedanken noch fragen, ob diejenigen, die so etwas verzapfen, noch alle Tassen im Schrank haben.

Hier ein Rückblick, motiviert durch eine Serie der Ruhr Nachrichten über das Wirken der DDR-Staatssicherheit in Dortmund, zu der ich der Redaktion meine Stasi-Akte geschickt habe. Daraus wurde dieser gelungene RN-Artikel von Oliver Volmerich. Die Details: Als ich in Westberlin studiert habe, hatte ich einige denk- und erinnerungswürdige Kontakte. Nach der Eingliederung der DDR in die BRD habe ich mich an die Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gewandt und um Zusendung gegebenenfalls vorhandener Unterlagen gebeten. Ich erhielt daraufhin u.a. ein zweiseitiges Dokument zu „Bürger beobachten die Polizei“: Stasi zu BbdP. Verfassungsschutz, Landesinnenministerium und Polizeipräsidium Dortmund ist zu der Frage, wer die Stasi so nett informiert haben könnte, nichts eingefallen: Wer hat Stasi über Richard Kelber informiert?

Seit März 2019 sammelt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte mit einer dafür gestalteten Tüte und einem Fragebogen Dinge und Geschichten, die einen persönlichen Bezug zu Dortmund dokumentieren. Gefragt wird nach Lieblingsorten und weniger beliebten Plätzen, was an Dortmund und aneinander geschätzt wird und was nicht. Eine erste Auswahl von 30 eingetüteten Dokumenten, Geschichten und Gegenständen ist im Foyer des Museums zu besichtigen. Familie Kelber ist daran beteiligt. Mein Bruder Eberhard hat einen maßstabgetreuen Dortmunder Fernsehturm eingereicht, den er Ende der 50er-Jahre als „Dreher“ auf der Dortmund-Hörder Hüttenunion gefertigt hat. Ganz so konstruktiv ist mein Beitrag nicht geraten, der möglicherweise auch deshalb bisher nicht ausgestellt ist. „Mein“ Dokument, das ich gut verwahrt habe, ist die Einladung zur Verabschiedung von G. Samtlebe (damals OB) und H.-G. Koch (damals OStD) am 10. Dezember 1998. Diese Veranstaltung hat nicht stattgefunden, weil zum ersten Mal etwas passiert ist, womit in der SPD niemand gerechnet hat: Eine zuvor ausgekungelte Wahl, die des mittlerweile verstorbenen F.-J. Drabig zum ersten hauptamtlichen Oberbürgermeister von Dortmund, hat nicht geklappt, weil einige Mitglieder der SPD-Fraktion dem Kandidaten die Stimme verweigert haben. Ich habe daran einige Überlegungen zur politischen Kultur in Dortmund geknüpft und mich auch zu weiteren Aspekten des Lebens in Dortmund geäußert.

Und noch etwas Persönliches, allerdings aus der Sicht von Yannick Ramsel, der Journalistik studiert hat, seit 2017 mit Stationen bei der taz und der ZEIT, heute beim SPIEGEL. Er musste 2018 für die Aufnahmeprüfung der Henry-Nannen-Schule eine Reportage mit maximal 4.500 Zeichen schreiben, für die er den Themenbereich auswählen konnte. Er entschied sich für „Die müssen sich schon an die Regeln halten: Wie Herr XY / Frau XY für Ordnung zu sorgen versucht.“ Dementsprechend war seine Aufgabe zu zeigen, wie ich beim Redigieren und Korrigieren von Texten „für Ordnung sorge“. Es handelt sich also um ein Portrait, das einem bestimmten Aspekt meines Wirkens gewidmet ist und kein Bild der gesamten Person zeichnet. Es kann hier heruntergeladen werden. Ein Kollege von YR hat dazu ein paar Fotos geschossen, von denen hier eins und hier noch eins heruntergeladen werden kann. Der Autor ist auf mich gekommen, weil er mitbekommen hat, dass ich längere Zeit für taz.de redigiert und korrigiert habe.

Oben links auf der Startseite ist ein Foto zu sehen, auf dem mein Sohn und ich vor gut 40 Jahren Zeitung lesen. Dieses Bild kann hier heruntergeladen werden. Mit einer Fotomontage haben Peter Bölingen von Pixelfre!, der mich bei der Gestaltung dieser Webseite stark unterstützt, und ich an einem Fotowettbewerb des Seniorenbüros Hörde teilgenommen. Wir haben damit den dritten Preis gewonnen (100,-- €).

Im Buch Dortmund entdecken – 25 Stadtrundgänge (herausgegeben von Peter Döring, Ralf Ebert und Bärbel Posthoff, 2. überarbeitete Auflage, Essen, März 2000) ist ein Beitrag mit dem Titel Hörde by bike erschienen. Schon die Veränderungen in Hörde zwischen erster und zweiter Auflage des Buches waren bemerkenswert. Das gilt erst recht für die Entwicklung seit 2000. Ob diese positive oder negative Auswirkungen hatte, wird ganz unterschiedlich beurteilt. Mittlerweile gibt es den überarbeiteten und aktualisierten Text als stark illustrierte Broschüre vor, die heruntergeladen werden kann. Die Print-Ausgabe wurde an vielen Stellen in Hörde kostenlos angeboten. Über die Broschüre ist in den Ruhr Nachrichten (wie auch in WR und WAZ) dieser Artikel erschienen, in dem freundlicherweise steht, die Texte seien „launig geschrieben“. Die erste Auflage von 3.000 Exemplaren, deren Erscheinen durch das Stadtbezirksmarketing Hörde, Anzeigen und Sponsoring ermöglicht wurde, wofür wir uns sehr bedanken, war ebenso ruckzuck vergriffen wie die zweite, überarbeitete mit ebenfalls 3.000 Exemplaren. Gegenüber der ersten Auflage haben wir den Titel geändert: Hörde – eine Erkundungstour mit oder ohne Fahrrad. Einerseits haben überraschend viele, denen die Broschüre angeboten wurde, bike/Biker mit Motorrad/fahrer assoziiert. Andererseits erklärten ebenfalls nicht wenige, sie führen nicht Fahrrad und könnten insofern mit der Broschüre nichts anfangen. Dem haben wir mit dem neuen Titel Rechnung getragen. Denn Hörde lässt sich auch bei der Lektüre der Broschüre auf einer bequemen Couch gut kennenlernen. Die Fahrradroute ist ein wenig verändert worden, um starken Autoverkehr auf Faß-, Willem-van-Vloten- und Weingartenstraße zu meiden. Sie führt aus diesem Grund auch über die Emscher. Da die ersten beiden Auflagen überraschend schnell vergriffen waren, gab es eine dritte, überarbeitete Auflage, und zwar mit 4.000 Exemplaren, um die 10.000 vollzumachen. Diese Auflage ist im Rahmen des Programms Stadtumbau Hörde vom Hörder Stadtteilfonds mit Mitteln des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Dortmund gefördert sowie mit Anzeigen finanziert worden. Auch dafür danken wir herzlich. Alle Ausgaben lagen an vielen Stellen in Hörde aus. Da sie dort nicht mehr greifbar sind, können sämtliche verfügbaren Fassungen auf dieser Seite heruntergeladen werden. Ein Foto der Teilnehmer(innen) an einer Hörde-Erkundungstour kann hier heruntergeladen werden.

Wer mit Wissenschaft zu tun hat oder hatte, ist ganz sicher von diesem Text amüsiert: Prof. Dr. Gert Ableiter, Festrede zur Eröffnung des Instituts für Zitierwirtschaft (IZB) an der Universität zu Köln.

Zum Jahresbeginn 2016 verbreiten die Ruhr Nachrichten Privates über den, unter anderem, Ex-Regierungspräsidenten von Arnsberg namens Gerd Bollermann, sorry Dr. Gerd Bollermann, der sich, als er diese Berufsbezeichnung noch führen durfte, vornehmlich als Professor Bollermann anreden ließ. Meine einzige Erinnerung an Bollermann, mit dem ich während meiner Ratszeit häufiger im selben Saal gesessen habe, ist, dass er im Rat immer betonen musste, was er äußere, sei „klar und deutlich“. Irgendwann hatte ich die Nase davon voll, habe mich gemeldet und gefragt: „Herr Bollermann, wenn Sie nicht ausdrücklich erklären, dass Sie etwas 'klar und deutlich' sagen und meinen, muss ich dann davon ausgehen, dass es unklar und undeutlich ist?“ Zwei bis drei Wortmeldungen später kommt Bollermann an die Reihe und Wolfgang Penning, CDU, ruft: „Aber bitte klar und deutlich!“ Es dauert keine zwei Sätze und Bollermann spricht diese Worte: „Ich sage das hier klar und deutlich.“ Es folgte, was es so selten bis nie vorher und nachher gegeben haben dürfte: Der Rat der Stadt Dortmund lag komplett vor Lachen unter dem Tisch. Außer Bollermann, der das ganz sicher nicht verstanden hat, obwohl es „klar und deutlich“ war.

Obwohl der Zeitraum, in dem ich kommunalpolitisch aktiv war, mehr als doppelt solange zurückliegt, wie er gedauert hat, werde ich auch heute hin und wieder gefragt: „Machen Sie noch Kommunalpolitik?“ Nicht wirklich ein Lob für die, die danach gekommen sind. Meine Antwort: „Wenn das so wäre, würden Sie es bemerken und müssten nicht fragen.“ Aber da ich mich eine ganze Weile nach dem Abschied hin und wieder kommunalpolitisch geäußert und neulich den Anstoß gegeben habe, eine nach einem politischen Verbrecher benannte Straße umzubenennen, ist die Frage vielleicht verständlich.

„Ich vermisse Ihre Leserbriefe.“ Diesen Satz habe ich in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Variationen („kritisch“, „bissig“) immer mal wieder gehört. Zuletzt von der Sekretärin der katholischen Kirchengemeinde, in der ich aufgewachsen bin. Dieses „Missing“ hat selbstverständlich einen Grund. Im Mai 2011 hat die Dortmunder Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten einen ihrer Mitarbeiter für einen, nach meiner Beurteilung, Hetzartikel à la „Bild“ von der Leine gelassen, der am 01.06.2011 erschienen ist. Dieser handelt von Günther Zimmermann, einem „Sonderling“, der nach seinem Tod 4 Mio. Euro für gemeinnützige Zwecke hinterlassen hat. Aber in den RN wurde Zimmermann dafür nicht mit Lob, sondern mit Hektolitern Gülle überschüttet. Ich war nicht der Einzige, der sich dazu – nein, nicht kritisch geäußert, sondern in einem Leserbrief darüber aufgeregt hat. Allerdings hat der Schreiber, der behauptet hatte, einige zustimmende Briefe erhalten zu haben, nach weiteren zwei Wochen endlich einen Voyeur gefunden, der seinen Artikel prima fand – einen evangelischen Pastor aus Lütgendortmund . Dieser wurde praktisch unterstützt durch die Diakonie, die die Verteilung der 4 Mio. Euro übernommen hat, deren christliche Nächstenliebe jedoch damit erschöpft war, so dass sie den Verstorbenen nicht gegen die RN in Schutz nehmen konnte. Nein, sie wollte nicht. Schließlich wird die Diakonie Zeitung vom RN-Verlag produziert. Wer wollte da „protestantisch“ der RN-Redaktion kritisch kommen? Artikel-Schreiber und Redaktion fanden die Kritik sowieso nicht angebracht, sondern die Infamie gegenüber einem Toten, für den sich keine Verwandten mehr verwenden konnten, richtig gelungen. Da ich mit solchen Leuten nichts zu tun haben möchte, war und ist mein Name in den RN nicht mehr unter einem Leserbrief zu lesen. Und weil in Dortmund zwar drei Zeitungstitel angeboten werden, alle Lokalteile jedoch von den RN stammen, habe ich weder die Möglichkeit noch gibt es einen Sinn, mich gegenüber WR oder WAZ „kritisch“ oder auch „bissig“ zu äußern. Aber es gibt ja diese Webseite.

Auf dieser Webseite sind in verschiedenen Kapiteln Texte versammelt, die ich in den vergangenen Jahren produziert habe und die vielleicht die eine oder der andere (noch einmal) lesen möchte, weil das, was darin thematisiert wird, nach wie vor aktuell, interessant oder auch brisant ist.

Ich wünsche bei der Lektüre viel Vergnügen oder gute Unterhaltung.

Rückmeldungen sehe ich unter richard-kelber(at)online.de gerne entgegen.