Während meiner Tätigkeit an der FernUniversität Hagen sollte es um ein pädagogisch-soziologisches Projekt geben, für das jedoch keine Mittel bewilligt wurden. Ich habe mich daher, ausgehend von einem Bericht über eine Projektwoche an der Gesamtschule Dortmund-Scharnhorst, mit Fragen beschäftigt, die ich mir selbst und die sich mir gestellt habe(n). Das Ergebnis habe ich als Dissertation eingereicht: Lernen ohne Erfahrung – Der Beitrag von Wissenschaft und Schule zur Auflösung natürlicher und sozialer Lebenszusammenhänge. Wer geglaubt hatte, im Wissenschaftsbetrieb sei Wissenschaftskritik nicht nur möglich, sondern werde auch akzeptiert, kann sich ab Seite 84 unter dem Titel „Im Promotionsverfahren gegen Kelber, bitte eintreten!“ eines Schlechteren belehren lassen.
Ich hätte mich gerne dem Thema, das ich in einem Aufsatz nur angerissen hatte (Einübung in die Klassengesellschaft – Sozialisation als Problem gesellschaftlicher Macht und Herrschaft) später gerne eingehender gewidmet. Aber was in den Folgejahren an diversen Klassenanalysen entwickelt wurde, hat mich leider überfordert. So blieb es bei einer Idee.
In „Ein Phantom geht um – Multikulturelle Stadt als Realität, Notwendigkeit und Ziel“, 1993 erschienen, habe ich mit Christa Will den Versuch unternommen, im Gespräch mit Menschen, die in Dortmund professionell mit Migrant(inn)en – damals noch schlicht Ausländer(innen) genannt – zu tun hatten, die Bedingungen für eine multikulturelle Stadtperspektive herauszufinden. Hier finden Sie Auszüge aus dem Buch mit ebenso erstaunlichen wie aktuellen Fragestellungen und Antwortversuchen.
Während es sich beim „Phantom“ um eine qualitative Untersuchung gehandelt hat, wurden für die Studie „Zweite Heimat Dortmund? Lokale Identifikationsmuster von AusländerInnen“, ein Gemeinschaftswerk mit Gaby Tscherner, mehr als 500 in Dortmund lebende Menschen ohne deutschen Pass interviewt. Es ging dabei insbesondere darum, wie gut diese Menschen Dortmund kannten und dessen Infrastruktur nutzten. Die Ergebnisse waren ebenso überraschend wie ernüchternd. Noch ernüchternder war, wie auf den Seiten 54-57 der 1998 erschienenen Broschüre nachzulesen ist, dass und wie der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Drabig, dem Primitivität nachzusagen fast ein Lob ist, mit „Erfolg“ eine finanzielle Unterstützung durch die Stadtsparkasse Dortmund ebenso verhindert hat wie eine bereits fest vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik und Wahlen. Soviel zur „Ausländerfreundlichkeit“ der Dortmunder SPD.
In den Zusammenhang mit MultiKulti passt ein Text zu einer Münsteraner Tagung: Internationale Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene als Schwerpunkt einer „Lokalen Agenda 21“ für Münster. Agenda 21 – zwischen Goretex und Joghurtbecher – Eine Nachbetrachtung.
Die Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht hat für viel Aufregung gesorgt. Mein Text „Verbrechen der Wehrmacht“ – Eine Ausstellung provoziert Purzelbaumlogik , den ich auszugsweise auf einer Kundgebung gegen rechtsextreme Ausstellungsgegner vorgetragen habe, ist in christdemokratischen Kreisen, die nicht wahrhaben wollen, dass ein Verbrechen beim Namen genannt wird, wenn es der Staat und seine Soldaten begangen haben, nicht sonderlich gut aufgenommen worden.
Arbeitsplätzchen kann man nicht backen – Nicht der Arbeitsmarkt muss reformiert werden, sondern die Ökonomie ist ein Versuch, herauszufinden, wie Reformschritte aussehen könnten, die unter den Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft und deren Struktur gegangen werden und dazu beitragen könnten, die Erwerbslosigkeit relevant zu vermindern.
Es gab auch in meinem Leben Zeiten, in denen freiheitlicher Sozialismus – nicht zu verwechseln mit Sozialdemokratismus – ein „revolutionäres“ Ziel war. Im Sozialistischen Büro, in dem ich einige Jahre aktiv war, gab es eine Auseinandersetzung zur „Emanzipationsfrage“, der mein Beitrag Revolution ist Emanzipation – Wider ein individualistisches Mißverständnis gewidmet war (und ist).