Im Februar 2015 war ich zwei Wochen auf Zypern, und zwar weit vom Schuss. Und weil ich keine eigene Kreditkarte hatte, konnte ich kein Gefährt leihen, mit dem ich mir die südlichen Altertümer hätte ansehen oder auch nach Nikosia hätte fahren können. Als ich von einem Angebot einer Zypern-Reise las, habe ich gedacht, ich solle diese Besichtigung nachhholen. Allerdings bin ich ich damit im Norden gelandet, und zwar für eine Woche im Dezember 2017, drei Wochen vor unserer Australienreise. Zwischenlandung in Antalya. Der Veranstalter namens RSD (München) hat sich mit seinem Kooperationspartner auf Zypern Dinge erlaubt, aufgrund derer ich mit RSD ganz sicher keine Reise mehr unternehmen werde. Es wurde zugesagt, wir könnten einen halben Tag im Süden Nikosias verbringen. Geblieben sind davon vielleicht zwei Stunden – und ein zweiter Tag „zur freien Verfügung“. Das war nicht der einzige dumme Trick, mit dem die Firma gezockt hat. Die Reiseleiterin erzählte uns ständig davon, wie toll die Zusatzangebote für die Tage „zur freien Verfügung“ seien – kostenpflichtig selbstverständlich. Von einem „Ausflug“ meinte sie, dessen Ziel sei die schönste Gegend Nord-Zyperns. Da fühlt sich der Reisende doch ein kleines bisschen vereimert, dass dieses Ziel nicht zum regulären Angebot gehört, oder? Am abgebrühtesten aber war, dass wir es im Grunde mit Kaffeefahrten (plus ein bisschen Kultur) zu tun hatten – an deren Erlös RSD selbstverständlich nicht beteiligt wurde. Ha, ha. Im Programm wurde behauptet, wir würden eine Teppichweberei besuchen. Die Reiseleiterin war so freundlich, uns zu verraten, dass es im Norden Zyperns noch nie eine Teppichweberei gegeben habe. Folglich wurden wir zu einem Teppichgroßhändler geschleppt, der seine Ware für viel Geld an gutgläubige Reisende loswerden wollte – deren Namen und möglicherweise auch andere Daten dem Teppichhändler sämtlich schriftlich zugestellt worden waren. (Der bayerische Datenschutzbeauftragte hat sich von RSD weismachen lassen, die Überlassung von Vor- und Zuname sei „zur Sicherheit der Reisenden“ erfolgt.) Dasselbe geschah in einem Leder- und Fellgroßhandel – im Programm stand etwas von Produktion – und in einer Schmuckfabrik. Diese hat die Reinigung von Schmuck angeboten. In einem Ring fehlte hinterher ein Stein und in einem anderen die Gravur. Beide Damen haben das zu spät bemerkt. Eine weitere Verkaufsstation war ein Ökodorf. Aber auch da habe ich mich nicht zum Kauf überteuerter Ware verleiten lassen. Ich hatte sowieso schon zuviel für die Reise bezahlt – selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich ein Einzelzimmer buchen musste. Bei den Händlern wurden wir jeweils von einer Meute an Verkäufer(inne)n überfallen – wahrscheinlich zu unserer Sicherheit.

Zumindest war die Unterbringung ganz okay. Im Hotel Salamis war das Frühstück ausgezeichnet, im Hotel in Kyrenia eher eintönig  – und der Internetzugang nur im Foyer kostenlos.

Es handelte sich um vier Ausflugstage. Am ersten bekamen wir alles zu sehen, was mit dem biblischen Barnabas zu tun hat, sowie ein bisschen Nikosia und in Salamis die Reste eines eisenzeitlichen Stadtkönigreichs.

Am zweiten Tag waren wir hoch im Norden auf der Karpaz-Halbinsel, die einen Golden Beach haben soll, von dem ich nur den Beach gesehen habe. Dort liegt auch das St.-Andreas-Kloster, ein Wallfahrtsort der zypriotisch-orthodoxen Kirche. Dort erwartete uns endlich mal etwas Erfreuliches, nämlich zutrauliche Esel. In Ayios wurde uns, wohl auch ein Teil der kostenpflichtigen Kaffeefahrt, ein gemeinsames Mittagessen angeboten. Was auf den Tisch kam, sollte aussehen wie Seeteufel und wohl auch so schmecken. In einem gegenüberliegenden Lokal gab es, wie ich leider erst hinterher erfahren habe, tatsächlich, was auf der Speisenkarte angeboten wurde, und das auch noch preiswerter.

Der nächste Tag war vollständig Famagusta gewidmet. Dort liegt Varosha, eine Geisterstadt, die nicht wieder aufgebaut werden darf, solange Zypern geteilt ist. Da es mir zu kompliziert ist, die politische Problematik zu erläutern, empfehle ich einen Blick in das entsprechende Schlagwort bei Wikipedia. Freundlicherweise hat die Reiseleisterin den Bus dort nicht anhalten lassen und nicht einmal den Grund erklärt. Wahrscheinlich Eile oder Hektik. Zum Programm gehörte auch der Besuch eines Flora-Museums, in dessen Außenbereich alle möglichen zypriotischen Gebäude in Plastik modelliert ausgestellt waren. Nicht wirklich ein erhebender Anblick.

Am letzten Programmtag fuhren wir zur Abtei Bellapais, einer gotischen Klosterruine, und haben uns ein wenig in Kyrenia sowie auf dessen Festung umgesehen.

Ein bisschen viel Religiöses, stimmt. Aber wenn das mit den Kaffeefahrten nicht gewesen, sondern tatsächlich angeboten worden wäre, was im Programm stand, wäre das Religiöse nicht unbedingt so stark ins Gewicht gefallen. Und dann wäre auf dieser Seite sicher auch anderes fotografisch vertreten. Aber ich habe mich gehütet, die Ziele der Kaffeefahrten auch noch zu fotografieren. Damit hätte ich lediglich die Orte für die bildliche Erinnerung bewahrt, an denen wir übers Ohr gehauen werden sollten und einige sicher auch gehauen worden sind.